Reisebericht für alle Hausboot-Neueinsteiger

von Alexander Jungkunz:

 

Auf dem Hausboot gilt: Ein Hoch aufs Team!

 

Tipps für einen selbstbestimmten Urlaub auf dem Wasser:

NÜRNBERG - Kreuzfahrten sind in. Weil sie bequem sind: Das Hotel fährt ja mit, man ist unterwegs, aber doch irgendwie immer daheim auf seinem Schiff. Wem das alles aber viel zu voll ist und zu durchgeplant, wer es gern deutlich individueller und intimer und abenteuerlicher hat – der kann ja seine ganz private Kreuzfahrt unternehmen. Auf einem Hausboot. Manches ist da ähnlich wie bei einer „großen“ Kreuzfahrt, vieles anders. Ein Überblick für Einsteiger:

 

DAS SCHIFF:

Hausboote bieten Platz für zwei bis zwölf Personen. Ausreichend Platz. Und sie sind zusehends besser ausgestattet. Mit richtigen, wenn auch kleinen Bädern, mit ordentlichen Toiletten dazu – es gibt oft eine solche Nasszelle pro Paar. Tanzen kann man nicht auf so einem Boot, auch nicht rundherum joggen wie auf den Ozeanriesen – aber entlang der Strecke, da lässt es sich wunderbar laufen oder radfahren, oft überholt man locker sein Boot, wenn es gerade in einer Schleuse steckt.

Hausbootfahren - wie hier auf dem Doubs im französischen Jura zwischen Dole und Besancon - ist gar nicht schwer.

 

DIE CREW:

Können, müssen Sie selbst auswählen. Das Team sollte passen, und die in Stellenausschreibungen so beliebte Teamfähigkeit lässt sich an Bord bestens erproben. Denn jede(r) muss ab und zu mit anpacken. Beim Passieren der Schleusen, wo man (oder frau) Seile werfen und halten muss. Beim Abwaschen. Beim Kochen. Beim Anlegen. Und natürlich beim Steuern des Bootes: Kann sein, dass es da mehrere Kapitäne gibt, die das mit viel Freude tun – auch, weil es gar nicht so schwer ist, wenn man nicht den Fehler macht, Auto- mit Bootfahren zu verwechseln. Allererste und meist wichtigste Regel: schön langsam!


 

DIE ROUTE:

Haben Sie in der Hand. Die meisten Strecken bietet Frankreich, weil da nicht nur Napoleon jede Menge Kanäle bauen ließ. Alle sind schön, manche schöner, dann oft aber auch voller – der Canal du Midi zum Beispiel. Kanäle lassen sich leichter befahren als Flüsse, wo es mehr Strömungen gibt und das Anlegen schwieriger ist. Es gibt auch Mischungen – etwa zwischen Dole und Besançon im französischen Jura, wo man mal auf dem Kanal, mal auf dem breiteren Doubs fährt – eine Fahrt auf einem langen, breiten Fluss . . .

 

DIE ÜBERNACHTUNGSORTE:

Liegen auch in Ihrer Hand. In Frankreich ist es am leichtesten mit der Wahl. Da kann man oft noch wild an den Kanälen anlegen: sanft ans Ufer fahren, eine(r) springt raus mit dem Seil in der Hand, klopft mit einem Hammer zwei Pflöcke in die Böschung, an denen das Boot festgemacht wird – fertig ist das in der Regel absolut ruhige und kostenlose Domizil. Wer es gepflegter möchte und geselliger, der nutzt Marinas. Das sind kleine oder größere Anlegestellen, wo es Strom gibt und Wasser zum Nachfüllen (muss man alle zwei, drei Tage machen) und Duschen. Das kostet allerdings dann auch mehr oder weniger hohe Gebühren.

 

DIE VERPFLEGUNG:

Nix mit Buffets, nix mit Captain's Dinner. Und wenn, dann machen Sie das selber, nach eigenem Gusto und Menü-Plan, in einer Gaststätte nahe der Anlegestelle oder an Bord. Schön, wenn das Team auch da funktioniert. Wenn eine(r) früh etwa in Frankreich zum meist nahen Bäcker läuft oder radelt (Fahrräder kann man sich leihen und an Bord mitnehmen), um wunderbar frische Croissants und Baguettes zu holen. Wenn dann ein anderer das Frühstück macht und wieder einer mittags kocht. Die Küche der Boote ist gut ausgerüstet, mit Gasherd und ausreichendem Kühlschrank. Lagerkapazitäten für Getränke zum Beispiel (am besten alles mitnehmen und das Boot gleich am Anfang beladen, weil man da noch das eigene Auto zum Einkaufen und Transport nutzen kann) haben die Boote auch genug. Wer einen kleinen Grill mitnimmt oder ausleiht, kann am Ufer Steaks und Würste brutzeln – nie auf dem Schiff, bitte!

 

DAS BORDPROGRAMM:

Kein Kino, keine Showbühne, keine Disco an Bord. Wenn Sie einen Animateur brauchen, müssen Sie sich schon selber kümmern – was da am Abend läuft, das ist Ihre Sache, Ihre Chance. Mal wieder ein Spiel auspacken? Singen? Geschichten erzählen? Oder lesen? Bald ins Bett gehen? Alles drin. Natürlich auch ein Ausflug ins nächste Dorf samt dortiger Kneipen bis spät in die Nacht oder in den Morgen.

 

DAS FAZIT:

Wenn Sie Lust auf Urlaub am, auf und um das Wasser haben – versuchen Sie es mit Ihrer privaten, also Ihrer eigenen Kreuzfahrt. Strecken gibt es genug, die Veranstalter informieren Sie, welche für Anfänger am geeignetsten sind und welcher Bootstyp in Frage kommt. Dann sind Sie ziemlich schnell Ihr eigener Kapitän. Oder Bootsjunge. Oder Smutje. Und haben jede Menge Spaß bei Ihrer Tour!