Hausboot-Ratgeber

Tipps für einen gelungenen Hausboot-Urlaub

Die Navigation

Alle wichtigen Informationen zum Thema Navigation mit Ihrem Hausboot entnehmen Sie bitte dem Bordbuch. Dort finden Sie detaillierte Beschreibungen zum Ablegen, Bremsen, Wenden, Anlegen, Festmachen und Ankern mit einem Hausboot. Ebenso finden Sie dort die wichtigsten Verkehrszeichen und Schallsignale erklärt.

Burgstrahlruder

Einige Hausboote verfügen über eine Manövrierhilfe – das Burgstrahlruder. Diese Schraube ist am Bug unterhalb angebracht und erleichtert das Anlegen und Ablegen des Hausbootes.

Richtig Ablegen

  • Ihr Boot liegt längsseits am Kai und ist an einem Poller oder anderem Gegenstand befestigt.
  • Starten Sie den Motor und lösen Sie danach alle Leinen außer der Leine am Bug.
  • Ein Mannschaftsmitglied steht am Bug und löst den Knoten, mit dem das Seil an Bord befestigt ist. Das Seil wird dabei um die Klampe gelegt und mit der Hand geführt.
  • Drehen Sie das Steuerrad zur Landseite und geben Sie vorsichtig Gas. Sie werden feststellen, dass sich das Heck langsam vom Land entfernt.
  • Sobald das Heck frei ist, stellen Sie den Gashebel auf "Neutral" und drehen das Ruder zur Mitte.
  • Jetzt kann die Leine am Bug gelöst und eingeholt werden.
  • Schauen Sie nach hinten und vergewissern Sie sich, dass alles frei ist. Geben Sie rückwärts Gas.
  • Sobald der Abstand groß genug ist, stellen Sie den Gashebel auf "Neutral", geben Vorwärts Gas und fahren langsam voraus.
  • Es ist wichtig, dass nach dem Ablegen gleich alle Taue sorgfältig aufgerollt werden.
  • Wenn Sie Ihr Hausboot mit Pflöcken am Ufer festgemacht haben, vergessen Sie bitte nicht, Pflöcke und Hammer wieder mit an Bord zu nehmen.

Wenden auf engstem Raum

Stoppen Sie das Boot auf.
  • Bei rechtsgängigem Propeller das Steuerrad ganz nach rechts einschlagen und während des ganzen Manövers in diese Position belassen.
  • Jetzt den Gashebel kurz, aber energisch nach vorne schieben und wieder zurückziehen. Das Achterschiff dreht sich durch den Schraubeneffekt nach Backbord.
  • Gashebel kurz und energisch nach hinten ziehen und wieder zurück. Das Achterschiff zieht weiter nach Backbord.
  • Wenn dies nicht reicht, dann geben Sie solange vorwärts und rückwärts Gas, bis Sie wieder auf dem richtigen Kurs sind.
  • Bei linksdrehenden Schiffsschrauben erfordert es eine umgekehrte Handhabung.

Aufstoppen (Bremsen)

Das Bremsmanöver mit einem Boot wird "Aufstoppen" genannt. Dabei wird das Boot durch das Einlegen des Rückwärtsganges abgebremst. Das Aufstoppen benötigt man vor allem beim Einfahren in die Schleuse, beim Anlegen und in Notsituationen.
  • Schalten Sie von "Vorwärts" auf "Rückwärts". Lassen Sie dabei den Gashebel immer zwei Sekunden in der Neutralstellung. Sie risikiern sonst Schäden am Getriebe.
  • Nach dem Aufstoppen wird der Gashebel wieder auf "Neutral" gestellt. Bitte beachten Sie, dass ein Boot im Gegensatz zu einem Auto ein großes Verzögerungsmoment hat und nur langsam zu Stehen kommt!

Manövrieren

Manövrieren Sie immer mit extrem geringer Geschwindigkeit. Vergessen Sie nicht, dass ein Boot keine Bremse hat und zeitlich verzögert reagiert.
  • Legen Sie immer zuerst mit dem Bug an. Das Anlegen mit dem Bug vermeidet Schäden an der Schraube durch Wurzeln, Gräser oder Steine.
  • Stellen Sie am Bug ein Besatzungsmitglied auf, das mit dem Bootshaken einen möglichen Stoß abfangen kann. Aber: Niemals den Bootshaken in Richtigung des Körpers stellen. Ebenfalls niemals das Boot mit dem Fuß oder dem Bein abfangen. In beiden Fällen können schwere Unfälle mit erheblichen Verletzungen die Folge sein.
  • Sobald das Boot Kontakt mit dem Ufer hat, vergewissern Sie sich, dass der Gashebel auf Leerlauf steht. Ihr Besatzungsmitglied springt mit dem vorderen Tau ans Ufer, Sie Selbst (oder ein Dritter) werfen ihm das hintere Tau zu.
  • Stellen Sie niemals den Motor ab, bevor das Boot festgemacht ist.
  • Auf Flüssen legen Sie immer gegen die Strömung an. Bei starkem Wind müssen Sie auf allen Gewässern gegen den Wind anlegen. Wenn ein Fluss oder ein Kanal einen Treidelpfad hat, legen Sie im Allgemeinen auf der Seite des Treidelpfades an.
  • Fall Ihr Manöver nicht funktioniert hat, ist das nicht schlimm, beginnen Sie einfach ruhig und besonnen von vorne. Schließlich sind Sie im Urlaub und es kommt auf ein paar Minuten mehr oder weniger nicht an.

Festmachen

In fast allen Fahrtrevieren gibt es Yachthäfen. Die meisten Yachthäfen, die auch Wasser und Strom anbieten, sind kostenpflichtig. Es ist wichtig, sein Boot immer gut festzumachen, besonders für die Nacht. Sie sind aber nicht verpflichtet, jeden Abend einen Yachthafen anzulaufen. Mit folgenden Ausnahmen können Sie Ihr Boot überall festmachen:
  • Der Mindestabstand von 200 Meter zum nächsten Stauwehr wrid unterschritten.
  • Ein Verbotsschild verbietet das Anlegen.
  • Die Schiffahrt wird behindert.
  • Die Anlegestelle befindet sich in einer Kurve, unmittelbar vor oder nach einer Schleuse, an einer engen Stelle des Gewässers oder unter einer Brücke.
  • In unmittelbarer Nähe von Schilfzonen.
  • An Ufern in Privatbesitz.
  • In Deutschland ist das Anlegen in Kanälen oder Flüssen nicht erlaubt. Ausnahmen sind eigens dafür vorgesehene und bezeichnete befestigte Anlegestellen. Aus diesem Grund sind auf den Booten in Deutschland Hammer und Pföcke nicht an Bord vorhanden.
Allgemeine Regeln zum Festmachen:
  • Um sein Boot gut festzumachen, zieht man zuerst das hintere Tau an, bevor man das vordere befestigt.
  • Niemals Taue über eine Treidelpfad spannen! Spaziergänger und Fahrradfahrer könnten darüber stürzen und sich schwer verletzten.
  • Wenn Sie in der freien Natur anlegen möchten, achten Sie bitte darauf, dass der Zugang zum Boot noch möglich ist.
  • Taue niemals an Bäumen festmachen. Dies kann Bäume beschädigen und wird mit Geldstrafen geahndet. Benutzen Sie bitte die zur Bootsausstattung gehörenden Festmachpflöcke und den Hammer.
  • Bei starkem Wind legen Sie an der Uferseite an, von der der Wind bläst. Tun Sie dies nicht, risikieren Sie, beim Anlegen vom Ufer nicht mehr wegzukommen.
  • Wenn der Wasserspiegel eines Gewässers starken Schwankungen unterliegt, ziehen Sie die Taue nicht zu fest. Die gilt besonders für eine Lagune wie in Italien.

Ankern

In Deutschland und Polen ist es tagsüber und nachts, in Irland nur tagsüber erlaubt zu ankern. Wenn Sie über Nacht ankern möchten, sollten Sie eine zuverlässige Wetterprognose einholen. Verzichten Sie auf das Ankern, wenn die Windstärke mehr als drei Beaufort (12-19 km/h oder 8-11 Knoten) beträgt. In den anderen Ländern ist das Ankern verboten!
  • In Deutschland ist das Ankern in der Nähe von Schilf und Naturschutzgebieten sowie in Kanälen verboten. Halten Sie stets ausreichend Abstand zum Ufer.
  • In Polen ist es ratsam, an den flachen Stellen zu ankern und ganz besonders auf die Wettervorhersagen zuachten, da sich die Windstärken sehr schnell ändern können.
  • Der Anker hält am besten in festem Sand, Ton oder Lehm.
  • Die Ankerbucht sollte groß genug sein, um einen großen Kreis zu fahren, und vor Wind und Weller schützen.
  • Wenn Sie über Nacht vor Anker gehen, schalten Sie unbedingt das Ankerlicht ein!
Auswerfen des Ankers
  • Stellenh Sie die Wassertiefe fest.
  • Drehen Sie den Schiffsbug gegen den Wind.
  • Stellen Sie den Motor in die neutrale Position.
  • Lassen Sie den Anker langsam auf den Grund sinken.
  • Der Wind wird das Boot zurücktreiben. Geben Sie nach und nach mehr Kette, bis der Anker flach auf dem Grund liegt.
Einholen des Ankers
  • Starten Sie den Motor.
  • Holen Sie die Ankerkette ein, bis sie senkrecht zwischen Boot und Anker steht.
  • Bitte befreien Sie die Ankerkette von Schlamm oder Sand, entweder durch wiederholtes Eintauchen in das Wasser oder durch Abspülen mit dem Wassereimer.
  • Verlassen Sie den Ankerplatz langsam.

Durchfahren einer schmalen Passage ohne Signale

Wie verhalte ich mich gegenüber anderen Booten?
  • Das andere Boot ist von der Engstelle weit genug entfernt: Sie dürfen fahren.
  • Das andere Boot hat die Engstelle bereits erreicht: Sie müssen warten.
Wie verhalte ich mich gegenüber Anglern?
  • Normalerweise holt der Fischer die Angel ein, anderenfalls umfährt man sie mit entsprechendem Abstand.
  • Fahrt während des Passierens deutlich verlangsamen.

Brücken, Tunnel und Hebewerke

An Wasserwegen finden sich einige schöne Beispiele menschlichen Erfinderreichtums. Einige stehen unter Denkmalschutz und sind touristische Attraktionen.
  • Die Kanalbrücken, viele aus dem 17. Jahrhundert, führen über einen Kanal, Schlucht oder Fluss.
  • Auch eine Straße kann über einen Kanal führen. In diesem Fall müssen Sie manchmal eine Hebebrücke selbst bedienen.
  • Auf Tunnel treffen Sie häufig an Wasserscheiden. Sie können bis zu mehrere Kilometer lang sein. Sie sind oft nur im Einbahnverkehr zu befahren und Lichtsignale regeln die Durchfahrt.
  • Schiffshebewerke und Wasserkeile sind seltener: Sie wurden gebaut, um dicht aufeinander folgende Schleusen, so genannte Schleusentreppen zu umgehen, und sind ein besonderes Ereignis während Ihre Bootsfahrt.
  • Achten Sie bei der Durchfahrt von niedrigen Brücken auf die Bootshöhe sowie auf die auf dem Boot befindlichen Gegenstände (z. B. Fahrräder, Sonnenschirme) und Personen. Rechnen Sie immer einen Sicherheitsabstand mitein.